Wohnhaus


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Hörbeispiel:

Ende März marschierten sowjetische Truppen in Österreich ein und aufgrund bevorstehender Kriegshandlungen wurde die Zivilbevölkerung von Wien und Umgebung massenweise evakuiert. Es wurden deshalb Umquartierungskarten ausgegeben. Anton Webern und seine Frau und Cousine Wilhelmine erhielten im März 1945 solche für Mittersill. Die Töchter von Anton und Wilhemine, Maria Halbich und Christine Mattel, sowie deren Kinder wohnten schon seit Juni 1944 hier in diesem Haus, welches den Schwiegereltern von Maria gehörte. Ein wenig später kam dann die dritte Tochter von den Weberns Amalie Waller mit ihren Kindern nach Mittersill und ebenso die Schwiegersöhne Benno Mattel, Gunter Waller und Ferdinand Halbich zogen hier her. Die Weberns hatten noch einen Sohn Peter, der aber am 14.02.1945 im Krieg gefallen ist. Peter ́s Frau Hermine verblieb im Perchtoldsdorf. Schon im Sommer 1944 kamen Anton und Wilhelmine zu Besuch, um vor den Luftangriffen in Wien zu fliehen. Anton hat hier folgende Zeilen an einen Freund geschrieben:

Wir sind also, wie geplant, nachts hierher gereist. Im D-Zug bis Salzburg. Wirbel u. Trubel, aber von dort im Personen-Zug das Salzachtal aufwärts, in der ,Morgenfrühe’, Ruhe u. Frieden! War das erquickend, beglückend, lang entbehrt, kaum mehr geahnt! Ich habe an Euch gedacht u. Euch solche Atemzüge gewünscht. Es war wohl ein Aufatmen! Und hier: friedlich, wie eh u. je. Wir sind gut untergebracht. Sehen vom Haus quer übers Salzachtal ins Felbertal hinein und auf den an dessen Ende befindlichen, schon vergletscherten Tauerkogel, einen Vorberg des Venediger von sehr imposanter Form! Umgeben von näheren, aber auch mit Schnee bedeckten Gipfeln. Es ist ein großartiger Anblick; ein langentbehrter, der mich nun mit besonderer Macht trifft! Das Wasser, lieber allernächsten geht! Heute Wolkenziehn am Tauernkogel. Seit 2 Tagen ist es trüb, mit so ganz u. gar recht. Vor allem, weil wir doch immer an zuhause denken müssen. [Luftangriffe waren weitgehend durch gutes Flugwetter bedingt.] Am Mittwoch muß es ja wieder schlimm gewesen sein gerade in der Mödlinger Gegend. Schreibe bald! Seid beschützt u. innigst gegrüßt von uns Allen. Wir sind hauptsächlich im Kreise unserer Kinder u. der Kleinen, die wir alle bestens aussehend angetroffen haben.

Wie man aus den Formulierungen im Brief entnehmen kann, liebte Webern die Natur und die Berge, deshalb machte er zu Lebzeiten sehr viele Wanderungen und Hochtouren. Die Eindrücke, die er hier gewonnen hat, haben sein Komponieren beeinflusst.

Dies bemerkt man schon in der frühen tonalen Komposition Im Sommerwind und besonders in seinem Skizzenbüchern, wo Webern für manche seiner Werke ein Programm angefertigt hat, das er aber nicht veröffentlicht hat. Auch in Mittersill machte Webern, der wegen Krankheit angeschlagen war, kleinere Wanderungen. So wanderte er von hier sehr oft zu den Wäldern und Bauernhöfen über der Burg Mittersill. Ob sich Webern hier auch kompositorisch beschäftigte, ist leider nicht bekannt. Webern hatte aber den Gedichtzyklus Lumen von Hildegard Jone nach Mittersill mitgebracht, den er für sein sein unvollständig gebliebenes Werk op. 32 verwenden, wollte.

Seit dem 15.09.2020 - dem 75. Todestag von Webern - erinnert eine Gedenktafel daran, dass Webern und seine Familie hier gewohnt hat.


Anlässlich der Eröffnung des Anton Webern Weges am 15.09.2019 wurde bei dieser Station Wolfgang Seierls Komposition aus und nach op. 18 uraufgeführt.


Residence (formerly Landrichterweg 11/today Burk 31)

Soviet military troops invaded Austria at the end of March 1945. The population of Vienna and the surrounding area was evacuated due to possible acts of war and relocation documents were issued. Anton Webern and his wife and cousin Wilhelmine received their relocation documents and were allowed to move to Mittersill.

Anton Webern’s daughters Maria Halbich and Christine Mattel and their children had already been in Mittersill since June 1944. They lived in the house belonging to Maria’s parents-in-law. Later on, Webern’s third daughter Amalie Waller and her children also moved to Mittersill. Webern’s three daughters Christine, Maria and Amalie were joined by their husbands.

In order to escape the air attacks in Vienna, Anton Webern had already come to Mittersill for a visit in summer 1944. On July 30th he wrote some lines to his friend Zenk showing his feeling of relief.

He writes about the stressful train journey to Salzburg and the peace and quietness of the last part of the trip. Then Webern describes the weather and the beautiful view that the house in Mittersill offers: the snowy peaks, the river and the valleys. He refers to the air attacks in Eastern Austria and wishes his friend’s family all the best. He ends by mentioning how well his children and grandchildren are doing.

The wording of Webern’s letter shows his love for the natural world and the mountains. That’s why he went on many hiking and alpine tours during his life. The impressions he gained there influenced his composing. This is already noticeable in the early tonal composition "In the Summerwind“.

Webern, who had been weakened by illnesses, still went on short hiking tours in Mittersill. From here, he often walked to the forests and farms above the picturesque castle of Mittersill. Unfortunately, it is not known whether Webern also worked on his compositions here. But he had the cycle of poems "Lumen" by Hildegard Jone with him. He wanted to use it for "Opus 32", which remained unfinished. Only a twelve-tone row has survived.